Einwohner der Kanaren kennen das Phänomen. Plötzlich vernebelt sich die Sicht, es wird sehr heiß und der Ausblick auf Berge und Meer verschlechtert sich abrupt. In manchen Fällen sind diese sogar nicht mehr sichtbar. Verantwortlich für dieses Spektakel sind hierfür die sogenannten Calimas. Unter Calima (oft auch: Kalima) wird eine Wetterlage verstanden, welche Sand aus der Sahara über die Kanaren und Kapverdischen Inseln trägt. Vereinfacht wird dieser Sandsturm daher auch als „Sandwind aus Afrika“ bezeichnet. Dieser Sturm hat gewaltige Auswirkungen auf die Meere und Ökosysteme in den betroffenen Regionen.
Doch was ist ein Calima genau?
Es handelt sich hierbei um eine Art Sandsturm bestehend aus feinem Sahara Sand, welcher von Winden über die Insel getragen wird. Er wird auf den Kanaren oftmals auch als Bruma Seca, also trockener Nebel bezeichnet. Dieses Phänomen kann bis zu zehnmal im Jahr auftreten, hält jedoch in den meisten Fällen nur wenige Tage an. Manchmal kann es jedoch passieren, dass der Sturm bis zu einer Woche anhält.
Meist bringt ein Calima heiße Luft mit sich, in kühleren Monaten jedoch kalte. Der Sandsturm tritt in der Regel nicht immer im selben Schema auf. Er kann von einer Windstille begleitet werden und an anderen Tagen bringt er nur eine leichte Brise mit sich. An schlechten Tagen kann es sogar passieren, dass der Sandsturm extreme Sturmwinde mit sich bringt.
Sobald ein Calima auftritt, sinkt die Luftfeuchtigkeit rapide und der rötliche Staub setzt sich auf allen Objekten fest. Je nachdem wie stark ein Calima ist, kann durch die trübe Luft sogar der Flugverkehr stark eingeschränkt werden.
Wo entsteht ein Calima und wann tritt er auf?
Der Sandsturm entsteht üblicherweise in der Sahelzone der Sahara. Dies ist eine langgestreckte Übergangszone vom nördlichen Gebiet der Sahara bis zu den Trocken- und Feuchtsavannen im Süden. Sobald sich der Kalima gebildet hat, fegt er in den meisten Fällen über die kanarischen Inseln hinweg.
Jedoch kann es vorkommen, dass der Sand zuerst nach Madera getragen wird und später durch Nordwind in den Westen der kanarischen Inseln gelangt. Vor allem in Sommermonaten kann der Sturm wegen der starken Kombination von Wind und heißer Luft oft verheerende Schäden in der Vegetation anrichten. Wenn die Werte eines solchen Sandsturms somit über 40 oder sogar 50 Grad steigen, wird üblicherweise von einem Scirocco gesprochen.
Dies ist jedoch nichts anderes als der heiße Wind, welcher aus der Sahara in Richtung des Mittelmeers zieht. Selbst in den Wintermonaten sind die Einwohner vor diesem Sandsturm nicht sicher, jedoch ist in den meisten Fällen der Wind nicht so heiß, sondern eher frisch bis kühl, da die Sonne diese Sandschichten nicht durchdringen kann.
Sehr betroffene Gebiete des Kalimas sind unter anderem die Inseln Fuerteventura und Lanzarotte. Er kommt jedoch auch auf den westlichen Inseln wie zum Beispiel Teneriffa, La Palma, El Hierro und La Gomera von Zeit zu Zeit vor. Ein Calima ist bis zu 300 Meter über dem Meeresspiegel akut. Die Temperatur schwächt in höheren Lagen um einiges ab und ist somit nicht mehr ganz so fatal.
Calima: Weit besser als ihr Image
Seit einigen Jahren suchen Forscher nach bestimmten Antworten, was es mit den Wüstenteilchen auf sich hat, die mit dem Calima aus der Sahara ins Meer getragen werden. Studien kamen zu der Erkenntnis, dass der Sand den Atlantik gewissermaßen düngt, da er das Wachstum von Plankton fördert. Durch den reichen Anteil an Phosphor, Eisen und Stickstoff ist der Saharasand somit für den Atlantik sogar wichtig.
Laut Forschungsergebnissen hat der rote Sand aus Afrika auch im Bereich des Amazonasbeckens eine gewisse Düngerfunktion. Es ist den Sandstürmen zu verdanken, dass der Regenwald nach wie vor im strahlenden Grün erscheint. Dadurch, dass der Sand bestimmte Mineralien transportiert, ist dieser auch für den Boden des Amazonas sehr wichtig.
Gibt es frühzeitig Warnungen für Calimas?
Es werden rechtzeitig Warnungen vom staatlichen Wetterdienst herausgegeben, jedoch meist nur ein bis zwei Tage im Vorhinein. Somit ist es in den wenigsten Fällen möglich, gewisse Vorkehrungen zu treffen. Der Wüstenwind ist oftmals auch der Übeltäter für das Vorantreiben von Waldbränden, welche vor allem im Sommer vorkommen.
Das bereits entfachte Feuer wird leicht durch den Wind vorangetrieben und gerät somit außer Kontrolle. Dadurch, dass eine solche Waldbrandgefahr droht, ist es ratsam, nur in ausgewählten Gebieten Feuer zu machen, da dies sonst verheerende Folgen mit sich bringen kann.
Kann man sich schützen?
Wenn man dem Sandsturm ausgesetzt ist, kann es zu leichten Irritationen der Schleimhäute kommen. Auch kann es zu Juckreiz in den Augen kommen, wenn man den Sandpartikeln ausgesetzt ist. Des Weiteren können durch das Einatmen des Staubes die Atemwege gereizt werden. Daher sollten vor allem Menschen, die an Atemwegsproblemen leiden, sich vorsichtig verhalten.
Es ist jedoch möglich, die Auswirkungen eines Calimas so gering wie möglich zu halten. Durch das Schließen von Fenster und Türen hat der Staub keine Möglichkeit, sich in Innenräumen der Behausungen festzusetzen. Des Weiteren ist es ratsam, den Staub immer wegzuwischen. Auch sollte die Zeit im Freien – vor allem bei Sport und anstrengende Aktivitäten – zum größten Teil vermieden werden.
Dies beugt Atemwegsproblemen vor, im Ernstfall sollte eine Maske getragen werden. Man sollte unter anderem viel mehr trinken als gewöhnlich, da die Hitze dem Körper sehr viel Wasser entzieht. Alkohol und schweres Essen sollten wenn möglich vermieden werden. Auch das Rauchen sollte am besten eingeschränkt werden.
Im Verkehr sollte man unbedingt Abstand halten und bei eingeschränkter Sicht fahren. Nebellampen sind auch sehr wichtig und wenn möglich sollte kein Fernlicht verwenden werden. Vor allem Fußgänger müssen zu dieser Zeit besonders aufpassen, da Autofahrer keine gute Sicht haben.
Ist es möglich vor einem Calima zu flüchten?
Man kann sich auf Inseln mit viel Gebirge wie zum Beispiel La Gomera, Teneriffa oder Gran Canaria in Sicherheit bringen. Somit hat man die Möglichkeit, das Spektakel sogar von oben herab zu betrachten und ist dem Staub nicht ausgesetzt. Des Weiteren kann man auf die westliche Inselseite fahren, die durch den Windschatten von Camilas befreit ist.